Luchsforschung

Unser Wissen über den Luchs ist sehr lückenhaft. Wenn überhaupt vorhanden, dann ist das Wissen in der Bevölkerung über diese große Katze  sehr stark von Vorurteilen und veralteten Ansichten geprägt. Der Grund dafür ist, dass der Luchs in Mitteleuropa bereits ausgerottet war, als man anfing, die Natur wissenschaftlicher zu betrachten. Mit der Wiederansiedlung des Luchses in vielen Gebieten Mitteleuropas inklusive Deutschlands wurden auch verschiedene Forschungsprojekte gestartet, welche uns zunehmend Erkenntnisse zur Lebensweise des Luchses liefern. Um den Luchs in der stark durch uns Menschen geprägten Landschaft zu schützen und mögliche Konflikte mit uns Menschen zu minimieren, ist die Erforschung seiner Lebensraumansprüche, seines Territorial- und Wanderverhaltens sowie seiner Wechselbeziehungen zu den Beutetieren  sehr wichtig. In Deutschland kommen dazu u. a. folgende Untersuchungsmethoden im Freiland zum Einsatz:

Radiotelemetrie

 

Ein vorher gefangener Luchs bekommt ein Halsband mit Sender und wird anschließend wieder in die Freiheit entlassen. Der Halsbandsender sendet gleichförmige Funkwellen aus, die mit Hilfe einer Richtantenne und eines speziellen Empfangsgerätes geortet werden können. Wird die Ortung von verschiedenen Standorten wiederholt, kann man den Aufenthaltsort des Luchses als sogenannte Kreuzpeilung über große Entfernungen feststellen.

Der Aufenthaltsort des Luchses kann so auf etwa 100 Meter genau bestimmt werden!

Telemetrie mittels GPS

 

Die Lokalisation des besenderten Luchses erfolgt mit Hilfe von Satelliten, welche ständig ihre Position und Uhrzeit ausstrahlen. Aus diesen Signalen kann der GPS-Empfänger im Halsband des Luchses  seinen eigenen Aufenthaltsort berechnen.  Das Halsband speichert die Position und sendet nach jeweils sieben abgeschlossenen Versuchen automatisch eine SMS mit allen neuen Daten an eine Bodenstation. Die Projektarbeiter erhalten die Informationen also direkt vom Luchs auf den Computer am Schreibtisch. Theoretisch braucht also der Luchsforscher  gar nicht mehr selbst in die Natur zu gehen.

 

Die Peilgenauigkeit dieser Methode beträgt ca. 15 Meter. Allerdings ist der Signalempfang im Wald nur eingeschränkt, so dass nicht alle Positions-

bestimmungen erfolgreich sind.

Lockstock

 

Luchse markieren ihre Reviere und Streifpfade nicht nur mit Urin sondern auch durch Reiben ihres Körpers an Gegenständen. Diese Verhaltensweise, die wir auch von Wildkatzen und unseren Hauskatzen kennen, wird bei der Lockstock- oder auch „hair-catcher“-Methode genutzt, um Haare von lebenden Tieren zu erhalten.
Dazu wird eine in den Boden geschlagene sägeraue Dachlatte mit einem Lockstoff eingesprüht. Angelockt durch den Geruch, reibt sich der Luchs an dem Stock. Die am Stock verbleibenden Haare können abgesammelt werden.

Diese Methode ermöglicht den Nachweis eines Luchses im betreffenden Gebiet. Bei unsicheren Haarproben können auch genetische Untersuchungen die Frage klären, ob ein Luchs am Lockstock war.

Fotofalle

 

Die Fotofalle besteht aus einer digitalen Kamera, welche mit einem Bewegungsmelder kombiniert ist. Dieser Bewegungsmelder reagiert auf Wärme und Bewegungen. Kommt ein Tier (z. B. ein Luchs) in den Bereich des Sensors, wird ein Impuls ausgelöst, welcher die Aufnahme im Gerät steuert. Die Einzelaufnahmen oder auch kurze Videosequenzen werden mit Datum und Uhrzeit gespeichert und können später auf einem PC ausgewertet werden. Da die Kamera auch bei Dunkelheit brauchbare Bilder produzieren soll, sind sie je nach Typ mit herkömmlichem Blitzlicht oder mit Infrarotblitzlicht ausgestattet.
Während erstere Farbbilder liefern, sind mit Infrarotblitz nur Schwarzweißbilder möglich. Das Infrarotlicht ist jedoch für das Tier nicht sichtbar, so dass kaum Störungen durch das Fotografieren erfolgen. Normales Blitzlicht kann dagegen auf die Tiere unterschiedlich störend wirken.

 

Zur Luchsforschung werden Fotofallen z. B. an  gerissenen Paarhufern (v. a. Rehe) installiert. Da Luchse meistens mehrfach zu den von ihnen getöteten Beutetieren zurückkehren, können sie somit fotografiert werden. Auch die Positionierung der Kamera an einem Lockstock oder an einem Luchswechsel (vom Luchs regelmäßig begangener Pfad) ist erfolgversprechend.

 

Da jeder Luchs eine ganz individuelle Fellzeichnung (Fleckenmuster) hat, können an Hand der Fotos die einzelnen Tiere unterschieden werden. Somit kann man u. a. herausbekommen, welcher Luchs das Revier besetzt.