Bejagung und Ausrottung

Zur Ausrottung des Luchses  führte die direkte Bejagung. Einer der Gründe dafür war sein schönes Fell.

 

Hauptsächlich sahen die Jäger der vergangenen Jahrhunderte aber im Luchs einen Schädling für „ihr“ Wildbrett. So fällte 1811 der berühmte Forst- und Jagdexperte Georg Ludwig Hartig folgendes Urteil: „Alles Haar- und Federwild hat an dem Luchs einen furchtbaren Feind und selbst der stärkste Hirsch ist vor ihm nicht sicher“. Man missverstand die Tötungspraxis des Luchses, die aus einem Biss in den Hals des Beutetieres besteht und durch Zerreißen oder Zudrücken der Luftröhre zum schnellen Ersticken führt. Manche „Jagdexperten“ glaubten bis ins 19. Jahrhundert hinein, der Luchs ernähre sich vom Blut der Opfer, welches er absauge. Diese Theorie war ein hervorragender Nährboden für Gruselgeschichten. Wegen seiner heimlichen Lebensweise wurden dem Luchs solche Attribute wie „heimtückisch“, „blutdürstig“, „raubsüchtig“ und „grausam“ nachgesagt.

 

Den Luchs zu bekämpfen, wo immer man ihn antraf, war damals eine gesellschaftlich hoch anerkannte Aufgabe für den Forst- und Jägersmann. Dies gibt der folgende rhetorische Appell von 1800 wieder: „Der Luchs: Die Wildkatze in Großformat – ebenso wie sie ein Mörder und Buschklepper ohnegleichen, dessen Räubereien aber nach Standesgebühr ins Große gehen. Ihm nachzustellen, diesem gefährlichsten aller Wilddiebe, welcher echte Nimrodssohn sollte dazu nicht Beruf fühlen?“

 

Nur selten wurden spezielle Luchsjagden veranstaltet. Fast durchweg galten die großen Wolfstreiben, bei denen die Waldgebiete, in welchen sich die Raubtiere aufhielten, mit Netzen und Lappenschnüren (Lappjagd) umgeben wurden, auch dem Luchs. Dieser war somit ein willkommenes Nebenprodukt bei der Wolfsbekämpfung. So wie für erlegte Wölfe wurden auch für getötete Luchse Prämien gezahlt.

 

Erst als die Feuerwaffen immer zuverlässiger wurden, gelang es dem erfahrenen Jäger, den Luchs auch zunehmend auf der Einzeljagd zu erlegen. Daneben wurde aber auch die Fallenjagd auf den Luchs betrieben, was besonders grausam war, da die gefangenen und verletzten Tiere oft lange leiden mussten.

 

Der hohe Jagddruck bewirkte, dass bereits im 18. Jahrhundert der Luchs in weiten Teilen Deutschlands ausgerottet wurde. Der Pfälzer Wald war bereits 1710, der Frankenwald 1730, die Lausitz 1740, das Sauerland 1745 und das Fichtelgebirge 1775 luchsfrei. Im Harz und im Thüringer Wald traten nach 1750 nur noch vereinzelt Luchse auf.

 

Der letzte Luchs in Thüringen wurde 1819 bei Luisenthal geschossen!

 

Die Jagdliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts bietet zum Luchs nur sehr mangelhafte oder gar keine Informationen, denn diese Bücher sind entstanden, als es in der Natur gar keine Luchse mehr gab. Die wenigen Angaben, die zum Luchs gemacht werden, sind darüber hinaus auch noch fehlerhaft und spiegeln die Kenntnisse und Vorstellungen vergangener Zeiten wider. Diese überholten Anschauungen sind auch heute noch bei vielen Menschen weit verbreitet.

 

Erst in den letzten Jahrzehnten haben Experten zuverlässiges Wissen über die Biologie und die Lebensweise des Luchses zusammengetragen. Es ist zu wünschen, dass dieses Wissen rasch Eingang findet in die Jagdliteratur und damit zur Grundlage für das Handeln der Jäger und Heger wird!